Ich bin umgezogen!

Nein, nicht von Haus zu Haus, sondern von Blog zu Blog.

Hinter mir liegen anstrengende Monate, in denen sich viel ereigenet hat. Von Krankheit über Unfall bis hin zu meiner Verlagsgründung, die mich viel Zeit kostete. Aus diesem Grund lag mein Blog auch brach.

Von hier nehme ich einige Artikel mit, die thematisch gut zum neuen Blog passen. Solltet ihr sie hier vermissen, findet ihr sie dort. Ich hoffe, ihr besucht mich auch weiterhin, dann unter:

www.by-arp.de,  Verlag by arp

Blog by arp

Reif für die Insel?

Die meisten Leute stellen sich den Alltag eines Autors etwa so vor: Man steht morgens gemütlich auf, frühstückt und liest dabei Zeitung. Dann geht man spazieren, um mit der Vormittagssonne Inspiration einzuatmen. Wieder zu Hause, ist der Kopf voll von selbiger. Man setzt sich an den PC und schreibt sich die soeben aufgetane Inspiration aus dem Kopf. Höchstens zwei Stunden, dann geht man ins Café, um sich dort erneut inspirieren zu lassen. Dabei steht im Vordergrund die Selbstverwirklichung! So nach dem Motto: Ich bin, weil ich schreibe, und ich schreibe, weil es aus mir raus muss.

Leider sieht die Wirklichkeit anders aus. Mein Schreiballtag ist ganze acht Stunden lang. Ich warte niemals auf Inspiration. Habe ich eine Geschichte oder einen Roman fertig, schau ich in meinen Zettelkasten und fange etwas Neues an.

Nach dem Wasserholen ist vor dem Wasserholen!

Da ich ja von Schreiben lebe, ist mein Beruf mit sehr, sehr, sehr vielen Kompromissen verbunden. Selbstverwirklichung kommt in meinem Wortschatz kaum vor. Schreibe ich Kurzgeschichten für Zeitschriften, dürfen die Männer keinen Bart habe, die Frauen nicht fies sein (wenn doch muss ein triftiger Grund dafür vorliegen), und die Welt muss vor allem immer schön heil bleiben. Das geht so weit, dass ich von meiner Agentur einen Rüpler bekam, weil in einer Tiergeschichte ein Hase in den Topf sollte. Stimmt, sollte er. Aber die Geschichte handelte ja davon, dass der Hase vor seinem Schicksal bewahrt wurde und die Mutter, die den Hasen ihrer Tochter rettete, dafür ihre geliebten Rosen opferte. Also der Hase musste gar nicht in den Topf! Trotzdem – allein der Gedanke geht nicht, vor allem weil angeblich die Leserschaft (so zwischen 60 und 80 Jahre alt) sehr zart besaitet ist.

Da habe ich dann schon in die Tischkante gebissen! Gerade diese Generation hat im Krieg so ungefähr alles gegessen, was sich essen ließ. Und heute wird das Kilo Schwein für 2,99 Euro gekauft, wofür die armen Säue (Massenzucht und schlimmste Schlachthauszustände) unglaublich leiden müssen! Und überhaupt, was soll das mit der Heilen Welt? Wie soll man eine spannende Geschichte schreiben, in der es keine unangenehmen Verwicklungen geben darf?

Vielleicht muss man noch dazusagen, dass die meisten Redakteurinnen sehr jung sind. Zwischen fünfundzwanzig und dreißig. Da sind sie nämlich am billigsten. Berufsanfänger, Volontariat. Die bestimmen also, was ältere Damen an Lesestoff ertragen können …

Schreiben ist wirklich kein Zuckerlecken. Man fängt morgens an und hört abends erschöpft auf. Andere machen es anders herum. Aber Arbeit bleibt Arbeit! Und der doofe Satz: „Du kannst dir deine Arbeit wenigstens einteilen“, geht mir schon ziemlich auf den Geist! Auch mein Tag hat insgesamt nur 24 Stunden.

Ich kann nur sagen, manchmal bin ich reif für die Insel! Und als ich kürzlich einen Tchibo-Katalog bekam, in dem sieben Inseln zum Vorzugspreis angeboten wurden, habe ich ernsthaft überlegt, mir eine zu kaufen. Bei Tchibo bekommt man eine Insel schon ab 60 000 Euro. Wenn wir unser Haus verkaufen, hätten wir das Geld, plus ein paar Mäuse für ein Boot, damit man mal zum Einkaufen fahren kann. Also ganz ist das noch nicht vom Tisch! Ich halte euch auf dem Laufenden …

Insel

 

Wer darf sich Schriftsteller schimpfen?

Folgende Geschichte fiel mir gerade wieder ein, als ich über eine fiese Hassrezension nachdachte, die eine Frau einer lieben Kollegin bei Amazon beschert hat. Die Rezensentin hat dabei von sich behauptete, sie sei eine ‚hochbegabte Autorin‘ und fand es ärgerlich, dass solche Hausfrauenautorinnen wie besagte Kollegin ihr die Chancen bei den Verlagen streitig machten.

Ich lernte mal einen Mann kennen, der von sich behauptete, er sei Schriftsteller. Als ich ihm sagte, dass ich Autorin bin, fragte er mich, was ich denn schreibe. Ich antwortete, dass ich heiterfreche Frauenromane schreibe und bei Heyne verlegt werde (damals noch). Da rümpfte er die Nase und meinte, da sei ich doch keine Schriftstellerin! Hatte ich zwar auch nicht behauptet, ich nenne mich grundsätzlich Autorin. Trotzdem hakte ich nach,  wieso nicht und wo er denn veröffentlicht? Seine Antwort: „Gar nicht. Ich schreibe, weil ich schreiben muss, ich bin Schriftsteller aus Berufung. Veröffentlichen muss ich ja nicht unbedingt, wichtiger ist, meine Texte haben ‚Niveau’!“
Man ist also Schriftsteller, wenn man Texte schreibt, die Niveau haben, und sei es für die Schublade? Hm …  und wer beurteilt nun eigentlich die unveröffentlichten, angeblich so niveauvollen Texte des Herren, die nirgends verlegt werden? Und wie wissen wir, ob sie wirklich so viel Niveau haben?

Egal! Wir glauben ihm einfach mal, oder?

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Ein Gruß von meinem Arbeitsplatz

Abschaffung der Schreibschrift

Immer wieder denkt man darüber nach, das Erlernen der Schreibschrift (Schwungschrift) in den Schulen ganz abzuschaffen.
Mein Mann, Niederländer, 1953 geboren, gehört zu einer Generation, die in der Schule ausschließlich in Druckschrift schreiben durfte. Folglich hat er auch nie gelernt, Buchstaben flüssig aneinanderzufügen. Noch heute schreibt er in Druckbuchstaben, und seine Schrift ist eine wahre Katastrophe. Seine Buchstaben sehen wie Striche in unterschiedlichen Neigungen aus. Das kann niemand lesen, nicht einmal er selbst.
Die Niederländer haben nach wenigen Jahren, aus Erfahrung klüger geworden, das Erlernen der Schreibschrift wieder eingeführt. Denn das geschwungene Andeinanderfügen von Buchstagen ist für eine schnelle Schrift jedoch absolut unerlässlich.
Für meinen Mann kam das leider zuspät. Als Erwachsener lässt sich eine ordentliche Schrift nicht mehr zufriedenstellend erlernen.

In diesem Zeitungsartikel des Kölner Stadt-Anzeigers begründet die Gesamtschul-Lehrerin Maria-Anna Schulze Brüning, warum das so ist.      Artikel zur Schwungschrift

Schwungschrift

Kleine Häufchen, großer Ärger

Lieben Sie Hunde? Hassen Sie Hunde? Ob pro oder contra, bestimmt wurden Sie schon einmal in eine dieser Hundehaufendebatten gezogen. Und eine sachliche Diskussion scheint hier nicht möglich zu sein.
Kürzlich wurde eine Bekannte sogar tätlich angegriffen, weil ihr Hund ihr ausgebüxt war. Samt Leine, die er hinter sich herzog, jagte er einer Katze nach. Ein Bauer, der mit seinem Traktor ankam, war nicht zu beruhigen. Er schrie, er tobte, er drohte sie anzuzeigen und schubste sie sogar. Wieso sie ihren Hund frei laufen ließe? Ob sie denn nicht wisse, dass von Hundekot auf der Wiese die Kühe krank würden, ja sogar sterben könnten!
Das ist das Lieblingsargument der Hundegegner – und gleichzeitig das unsinnigste.
Es geht um Neospora caninum, ein einzelliger Parasit. Angeblich wird er durch Hundekot auf Kühe übertragen und ist so die Ursache für Fehlgeburten bei Kühen und die hohe Kälbersterblichkeit in Landwirtschaftsbetrieben.
Die Übertragung erfolgt jedoch, und das ist wissenschaftlich belegt, von Kuh zu Kuh beziehungsweise von der Kuh auf ihr Kalb. Oder Kuh bzw. Kalb infizieren sich, wenn sie die Nachgeburt oder das Abortmaterial einer infizierten Kuh aus ihrer Herde belecken oder fressen.
Auch ein Hund kann sich infizieren. Frisst er Abortmaterial oder die Nachgeburt oder wird mit rohen Schlachtabfällen (Innereien) eines infizierten Tieres gefüttert, ist er Träger des Parasiten. Nun kenne ich aber keinen einzigen Hundebesitzer, der seinen Hund mit rohen Schlachtabfällen füttert – es sei denn vielleicht die Landwirte selbst? Der ‚gemeine Haushund‘ erhält Dosenfutter, Trockenfutter oder Selbstgekochtes. Und wäre es denn so, und würden Hundehalte ihre Hunde mit rohen, infizierten, Schlachtabfällen füttern – die Möglichkeit einer Infektion über Kot ist wissenschaftlich nicht belegt!
Die Bauernverbände täten besser daran, statt Hetzkampagnen gegen Hunde echte Aufklärung zu betreiben. Nicht bei jedem infizierten Tier bricht die Krankheit aus, und so kann es sein, dass Landwirten gar nicht bewusst ist, dass sie infizierte Tiere im Stall haben und bei einem Abortus die Schuld dafür den Hundehaltern geben. Fakt ist und bleibt, Kühe infizieren sich im Stall bei anderen Kühen!
Viel gefährlicher für Mensch und Tier ist das, was vom Himmel fällt und unsichtbar ist. Kerosin zum Beispiel, Feinstaub, Abgase und schlimmstenfalls Atomstrahlung in Pilzen oder Fischen, die wir essen. Und was die Landschaft viel nachhaltiger verschmutzt, als ein Hundehaufen, ist all das Papier, das Plastik und die Flaschen, die achtlos weggeworfen werden. Einen Hundehaufen (oder Kot von Katzen, Vögeln, Füchsen, Hasen, Rehen usw.) hat die Natur in sieben bis vierzehn Tagen zersetzt. Papier benötigt sechs Monate, ein Zigarettenstummel zwei bis fünf Jahre, eine Plastiktüte zehn bis dreißig Jahre, Alufolie 25 eine Kunststoffflasche bis zu 450 Jahre, Stahl 10 000 Jahre, und die leergetrunkenen Weinflaschen, die nach einem fröhlichen Trinkgelage achtlos im Gebüsch landet, liegt dort noch in 50 000 Jahren, wenn niemand sie wegräumt.
Selbstverständlich müssen Hundehalter den Kot ihres Hundes von Straßen und Wegen, vor Gartenzäunen oder in Parkanlagen wegräumen. Doch wenn sich Menschen über einen Hundehaufen am Waldrand, auf einer Halde oder im Gebüsch ärgern, schaden sie damit vor allem sich selbst und ihrer Gesundheit.

KONICA MINOLTA DIGITAL CAMERA
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Von Zündspulen und Eheproblemen

Vor dreißig Jahren kaufte ich einen Gebrauchtwagen. Ich besaß ihn etwa vier Wochen, da sprang er plötzlich nicht mehr an. Sehr unangenehm, denn von dem Dorf, in dem ich wohnte, gab es keine Busverbindung in die fünfzehn Kilometer entfernte Stadt, in der ich am Theater arbeitete.
Ich rief die Werkstatt an, die mir das Auto verkauft hatte. Man kam, schleppte den Wagen ab, säuberte die Zündkerzen und sagte: „Jetzt geht er wieder.“
Nachts, nach der Vorstellung, blieb der Wagen wieder liegen. Und wie sollte ich nun nach Hause kommen? Jemand hatte Mitleid und brachte mich.
Am nächsten Tag wurde das Auto von der Werkstatt abgeholt, die Zündkerzen erneuert und behauptet: „Jetzt läuft es wieder.“
Um es kurz zu machen. Das Spiel wiederholte sich noch einige Male! Die Benzinleitung wurde gesäubert, die Zündkerzen noch einmal überprüft, schließlich sagte der Mechaniker mit einem sehr bösen Blick: „Sie dürfen beim Starten den Choke nicht ganz herausziehen. Das mit dem Choke muss man können!“
Ich entgegnete, dass ich durchaus mit Choke starten kann. Schließlich hatte ich den Wagen bereits vier Wochen ohne Probleme gefahren. Außerdem stamme ich aus einem großen Fahrschulunternehmen und bin sozusagen im Auto aufgewachsen. Und dass man den Choke nicht ganz herausziehen darf ist purer Unsinn. Ganz rausziehen, etwas zurückschieben … der Wagen läuft.
Ich nahm ihn mit – und natürlich sprang er wieder nicht an.
Die Werkstatt holte ihn mit großem Murren. Am Abend bekam ich mein Auto zurück. Man hatte ins Gestänge des Chokes eine Schraube gedreht, damit ich ihn nicht mehr ganz herausziehen konnte! Ich war stocksauer, aber was half es? Die schickten mich mit amputiertem Choke weg, und ich fuhr.
Sie ahnen es: Der Wagen sprang selbstverständlich nicht an, das Problem war ja nicht behoben! Also wieder in die Werkstatt und wieder zwei Tage ohne Auto.
„Jetzt geht er wieder“, sagte man mir nach dieser Reparatur mit gesenktem Blick. „Es war eine Zündspule.“
„Ach?“ Ich staunte nicht schlecht. „Und warum haben Sie die Zündspulen nicht eher kontrolliert?“
„Weil bei einem Auto mit diesem Kilometerstand die Zündspulen eigentlich nie kaputt ist“, kam die Antwort.
Es war also vermeintlich einfacher, die Schuld für das technische Versagen bei mir zu suchen, als dem Fehler wirklich auf den Grund zu gehen.

So ein ‚Zündspulenproblem‘ belastet auch viele Beziehungen. Man streitet, man repariert ein wenig herum und fährt tausend Umwege, statt dem Problem wirklich auf den Grund zu gehen. Ist man dann auf seinem gemeinsamen Weg zu oft liegengeblieben, trennt man sich eben. Man hat es halt satt, sich immer wieder abschleppen und vorwerfen zu lassen, man könne nicht richtig fahren. Doch bleiben vielleicht auch Kinder auf der Strecke, geht finanziell alles den Bach runter – und bei der nächsten Beziehung wird es nicht besser sein, weil man ja nicht aus Erfahrung klug werden konnte.

Und so haben sich wieder einmal gute Freunde getrennt – wie schade!

Zündspulen

E-Books und Jugendschutz

Die deutsche Gesetzgebung treibt mitunter seltsame Blüten. Wie man einem Artikel des Börsenblatts entnehmen kann, dürfen jugendgefährdende E-Books nur zwischen 22 und 6 Uhr morgens angeboten werden, da sie von Gesetzes wegen zu den sogenannten ‚Telemedien‘ zählen. Für Online-Buchhändler ist das kaum durchführbar. Doch nach einer Klage muss jetzt reagiert werden.

Zeit
Den Artikel vom Börsenblatt könnt ihr hier lesen:

Artikel Börsenblatt

Und dann habe ich noch einen Link für euch. Hier könnte ihr Bücher einfach finden und Preise vergleichen …

diebuchsuche

Amsterdam – Der praktische E-Book-Reiseführer

Der Städtetrip-Reiseführer Amsterdam ist jetzt erschienen und kann bei allen E-Book- Anbietern bestellt werden!
Amsterdam Städtetrip by arp

Amsterdam – ‚Venedig des Norden‘.
Amsterdam kann mit keinen außerordentlichen Sehenswürdigkeiten aufbieten. Die Stadt hat keinen Eifelturm und keine Tower Bridge. Doch sie ist insgesamt eine Sehenswürdigkeit! Fast siebentausend Kaufmanns- und Lagerhäuser aus dem 16. bis 18. Jahrhundert säumen die hundertfünfundsechzig Grachten (Kanäle), die einst als Transportwege vom Hafen zu den Handelskontoren genutzt wurden. Nahezu eintausenddreihundert Brücken führen über diese Grachten. Manche von ihnen sind Zug- oder Hubbrücken und können, wenn Schiffe passieren wollen, geöffnet werden – um das zu erleben, muss man also nicht nach St. Petersburg fliegen. Und Amsterdam ist ‚echt gesellig‘! Gemütliche Kneipen gibt es zuhauf, und auf den großen Plätzen der Stadt ist immer was zu erleben.

Hier zum besseren Überblick eine Leseprobe:

Dieser E-Book Reiseführer ist ein praktischer Begleiter für Ihren Städte-Kurztrip. Was die Auswahl der Sehenswürdigkeiten betrifft, beschränkt er sich auf das Wesentliche und ist für Leute konzipiert, die nur ein oder zwei Tage in Amsterdam verbringen können.

Der Altstadt-Rundgang, den wir für Sie zusammengestellt haben, bringt Sie in logischer Reihenfolge zu den angesagtesten Sehenswürdigkeiten. Viele Tipps und die wichtigsten Adressen, Links und Telefonnummern ersparen Ihnen in der Vorbereitungsphase für Ihren Städtetrip mühevolles Recherchieren. Besondere Museen und Festivals finden ebenso Erwähnung wie regionale Spezialitäten oder mögliche Sightseeing Touren. Hotels oder Restaurants werden nicht empfohlen.

Alle Artikel sind mit dem Inhaltsverzeichnis verlinkt. Ein Klick genügt, und Sie haben gefunden, was Sie suchen.

Tipp: Lesen Sie die informativen Artikel am Ende dieses Reiseführers bereits vor Abreise, damit Sie sich auf die örtlichen Gegebenheiten einstellen können und vor unangenehmen Überraschungen sicher sind.

Allgemeines

Die Niederlande sind eine parlamentarische Monarchie. Sie gliedern sich in zwölf Provinzen, wobei Amsterdam in der Provinz Nordholland liegt. Normalerweise ist die Hauptstadt eines Landes auch Regierungssitz – anders hier. Der Regierungssitz befindet sich in Den Haag, während Amsterdam Hauptstadt ist.

Amsterdam liegt an der Amstel, die eigentlich gar keine richtige Mündung mehr hat. Mitten in der Innenstadt, nämlich am Muntplein, wird sie teilweise durch Rohrleitungen ins IJ abgeleitet, großteils aber über das Grachtensystem abgeführt. Ihre eigentliche Mündung, zwischen Rokin und Damrak, wurde längst zugeschüttet und bebaut. Das IJ (Ei gesprochen) war damals noch ein Meeresarm der Zuiderzee und ist heute ein an die Stadt grenzendes Binnengewässer.

Amsterdam ist weltoffen, multikulturell und hat die meisten Einwohner des Landes. Alleine im Stadtgebiet leben mehr als achthunderttausend Menschen. Nimmt man den Ballungsraum und die umliegenden Gemeinden hinzu, kommt man auf fast zweieinhalb Millionen Einwohner.

Das charakteristischste an der Altstadt sind die hufeisenförmig angelegten, von beeindruckenden Herrenhäusern und Kornspeichern gesäumten Grachten (Kanäle), die das historische Stadtzentrum in mehreren ‚Ringen‘ umschließen. Sie sind nicht nur als hervorragendes städtebauliches Kunstwerk zu betrachten, sondern zeugen auch vom einstigen Reichtum und der kulturellen Blütezeit Amsterdams im 17. Jahrhundert. Überspannt werden die Kanäle und Wassergräben, deren Wasserspiegel etwa 40 cm unter dem Meeresspiegel liegt, von 1539 kleinen und großen Brücken. 252 dieser Brücken befinden sich in der Innenstadt.

Neben dem Grachtengürtel von Amsterdam zählen acht weitere Kultur- und Naturdenkmäler der Niederlande zum UNESCO Welterbe. Es sind die Verteidigungslinie von Amsterdam (Stelling van Amsterdam), die ehemalige Insel Schokland in der Provinz Flevoland, die Windmühlen von Kinderdijk, das Dampfpumpwerk Wouda, der Beemster-Polder, das Rietveld-Schröder Haus, Willemstad auf Curaçao und das Wattenmeer, das sowohl zu Deutschland als auch zu den Niederlanden gehört.

Es ist noch nicht einmal hundert Jahre her, da lag das Randgebiet Amsterdams noch an einem ‚Meeresarm‘, der sich von Norden her ins Hinterland drängte. Doch durch den Bau eines 29 Kilometer langen und 90 Meter breiten Deichs, der 1932 fertiggestellt wurde, trennte man diesen Meeresarm von der Nordsee ab. So entstand der größte Binnensee der Niederlande, das IJsselmeer [Eiselmeer]. Es hat eine mittlere Tiefe von 5,50 m und eine Fläche von 1.100 Quadratkilometern. Der Hauptzufluss dieses Binnensees, die IJssel, kommt aus dem Gelderland und gab ihm seinen Namen.

Zu den berühmtesten Söhnen und Töchtern von Amsterdam gehören unter anderem der Friedensnobelpreisträger Tobias Asser, die Fußballspieler Johan Cruyff und Ruud Gullit, der fünfte offizielle Schachweltmeister Max Euwe, sowie Frits Zernike, Nobelpreisträger für Physik.

Ob im Stadtwappen, auf Häusergiebeln oder den sogenannten ‚Amsterdammertjes‘ (so heißen die dunkelbraunen eisernen Begrenzungspfähle, die man in der Innenstadt überall am Straßenrand sieht), immer wieder begegnet man dem Symbol der drei übereinander stehenden Kreuze. Die Mutmaßungen der Touristen sind vielfältig, doch meist falsch. Das Rätsel ist schnell aufgeklärt: Es handelt sich um Andreaskreuze. Bereits seit dem Mittelalter tauchen sie in Amsterdam immer wieder auf, ab 1505 mussten sogar alle Schiffe, die hier registriert waren, die Flagge mit den drei Kreuzen führen. Man nimmt an, dass sie als Stadtsymbol gewählt wurden, weil der Apostel Andreas, wie die Gründer Amsterdams, Fischer war …

Das verlassene Kälbchen

Das verlassene Kälbchen

Letztens fuhr ich mit dem Rad am Achendamm entlang. Dort hat ein Bauer Fleischrinder auf einer großen Weide stehen. Zurzeit gibt es Kälbchen, und gestern lag ein Neugeborenes, offensichtlich gerade erst zur Welt gekommen, im Gras. Die Rinder, das wusste ich schon, gehen zu einer bestimmten Zeit unaufgefordert in den weiter entfernten Stall, wo sie ihr Kraftfutter bekommen, und vermutlich auch durchgezählt und begutachtet werden – könnte sich ja mal eins verletzt haben oder krank sein …
Ich fuhr dort also und sah das Kälbchen ausgestreckt am Boden liegen. Von der Mutter weit und breit keine Spur. Ich bin vielleicht erschrocken! Da war das Kleine kaum ein paar Stunden auf der Welt (noch ganz lockig verklebt), und die Mutter hatte sich aus dem Staub gemacht! Vermutlich würde das Kälbchen so schutzlos und verstoßen jämmerlich zugrunde gehen. Ich also meinen Hund ins Körbchen gesetzt, damit ich einen Zahn zulegen konnte, und wie der Wind losgeradelt. Den Weg zurück, den Berg rauf, die Einfahrt zum Hof gesucht. Doch dort lief ein großer Hofhund frei herum. Was, wenn der meinen Jack anfällt? Andererseits, ich musste doch das Kälbchen retten! Hab also mutig mein Rad ans Fenster geschoben und geklopft, bis endlich jemand rauskam. Erst der Sohnemann, etwa acht Jahre alt, dann seine Mutter, die Bäuerin.
„Auf der Weide liegt ein Kälbchen! Allein und verlassen! Das stirbt vermutlich!“, sagte ich voller Panik.
Die Bäuerin ganz ruhig: „Na, des stirbt net. Des is ganz normaaal a so.“
„Normal? Es ist doch gerade erst geboren worden.“
Die Bäuerin zuckte die Schultern. „Trotzdem normal. Die Kuh legt es ab, frisst im Stall, nachert geht‘s wieder zurück.“
„Ach – so, so.“
Ich mich entschuldigt, aufs Rad und wieder runter zum Achendam. Da lag es noch, alleine und verlassen und sah sich mit wackeligem Köpfchen nach seiner Mutter um.
Ganz normal!
Jetzt bin ich wieder ein Stück schlauer und naja, irgendwie auch ein Stück abgebrühter …

Vom Schreiben, Reisen, Fotografieren und dem ganz normalen Wahnsinn des Lebens